Zu Zeiten von Corona haben viele ihre Liebe zum Kochen entdeckt. Küchengeräte haben Hochkonjunktur. In dem durch Corona erzwungenen „Cocooning“ wird gekocht, gebacken und genossen. Selbst motiviert, der Zeit etwas Gutes abzugewinnen und damit neue Gerichte auszuprobieren, fand ich kürzlich im Lebensmittelmarkt einige interessante Gewürzmischungen. Die erstandenen Mixturen tragen vielversprechende Namen wie „Gärten von Siam“, „Ruf der Oase“ oder „Große Karawane“. Keine der Mischungen enthält weniger als 13 verschiedene Zutaten, ein Produkt bereichert die zubereiteten Mahlzeiten gar mit 19 verschiedenen Gewürzen. Durch die Gewürzzubereitungen kommt am Gericht eine Komplexität zum Ausdruck, die ein einzelnes Gewürz alleine nicht zum Tragen bringen könnte.
Auch Weinkenner beschreiben die Komplexität von Wein als „...aromatische und geschmackliche Vielfältigkeit eines Weins. Dazu gehören z. B. die Aromentiefe, der Facettenreichtum der Frucht, das Spiel von Süße und Säure...“ Interessant ist, dass das “...Gegenteil von Komplexität...“ im Lexikon der Weinkenner [a]“ mit “Eindimensionalität“ benannt wird. Spannend finde ich in dem Zusammenhang, dass Menschen, die über eingeschränkte Möglichkeiten der Betrachtung verfügen, von Anderen tendenziell als leicht einfältig bezeichnet werden.
Unsere Persönlichkeitsstruktur kann ebenfalls als komplex bezeichnet werden. Unser Gehirn verfügt über unzählige Verbindungen, die im Laufe unseres Lebens, viele davon in Kindheit und Jugend, gesetzt und vertieft wurden. Einige Präferenzen bringen wir von Geburt an mit. Hermann Haken, der Gründungsvater der Synergetik, bezeichnete solche Anlagen im übertragenen Sinne als Teil der persönlichen „geronnenen Systemgeschichte“ [b], die Rahmenbedingungen setzt. Was nicht heißt, dass diese unverrückbar festgeschrieben sind. An dem ein oder anderem können wir arbeiten, wenn wir das möchten. Hier schlummern oft unbewusste Potenziale unserer eigenen Persönlichkeit. Die Selbstreflexion ist ein wichtiger Bestandteil der Potenzialentfaltung. Das gilt für den einzelnen Menschen als auch für Organisationen. Jede Stärke kann auf der anderen Seite auch eine Schwäche bedeuten.
Das untenstehende Bild zeigt die im Jungian Personality Profile (JPP) aufgeführten Ebenen des Persönlichkeitsprofils.
Am schwersten tun wir uns in der Regel mit Personen, die auf einer Ebene über eine gegenteilige Präferenz verfügen. Zeigen sich diese Unterschiede ausgerechnet in unseren Kernpräferenzen und sind diese zudem noch stark ausgeprägt, gewinnt die Diskrepanz weiter an Bedeutung.
Bild 1: Die vier Ebenen des Jungian Personality Profiles (JPP) (adaptiert nach Kannenberg [c])
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